Kinshasa – Liebeserklärung an eine chaotische Stadt

Man sieht sie oft, die Werbeslogans auf T-Shirts und Badetaschen, als Aufkleber oder Ansteckbuttons: I love New York, I love Paris, I love London, I love Berlin …

Wir lieben Kinshasa!

Wir lieben Kinshasa, obwohl Kinshasa keinem Vergleich mit New York, Paris, London oder Berlin standhält. Es gibt weder Wolkenkratzer noch Burg- oder Schlossanlagen.

Es gibt kein berühmtes Opernhaus oder Theater, keine gotischen Kathedralen oder historischen Brücken und auch kein ausgedehntes U- und S-Bahnnetz, das alle Stadtteile miteinander verbindet. Nichts, was dem Broadway in NY oder dem Kudamm in Berlin auch nur ähnlich wäre.

Weil es keine städtische Müllabfuhr gibt, findet man überall Berge von Müll. Es gibt keine Postzustellung, weil in dem chaotischen Gewirr von Straßen und Hausnummern, die nicht nach der Reihenfolge der Häuser vergeben worden sind, Empfänger unmöglich zu finden sind. Es gibt keine Feuerwehr und keinen Rettungsdienst, jedenfalls nicht in nennenswerten Größenordnungen.

Die Blaulichter und das Geheul der Martinshörner, die man gelegentlich sieht und hört, stammen entweder von einer Polizei-Eskorte des Präsidenten oder einem seiner Minister, die schnell auf den Flughafen wollen, oder von Leichenwagen, die alle mit Blaulicht ausgestattet sind und sich damit den Weg durch die täglichen Staus bahnen.

Eintönige wellblechgedeckte Häuser aus Betonsteinen und mehrstöckige Häuser mit einer abenteuerlichen Architektur wechseln sich ab mit Wohn- und Verwaltungsgebäuden aus der belgischen Kolonialzeit und modernen Hotel- und Bankpalästen der letzten Jahre.

Die Highlights der Stadt muss man suchen, aber es gibt sie. Man kann es kaum glauben, aber es gibt im Zentrum der Stadt einen Zoologischen Garten und einen Botanischen Garten. Es gibt eine Académie des Beaux-Arts, eine Akademie der Schönen Künste, und in der Galerie „Symphonie des Arts“, die von einer deutschen Familie betrieben wird, kann man originale kongolesische Kunst der Malerei und Plastik und Erzeugnisse des kongolesischen Kunsthandwerkes nicht nur bewundern, sondern auch kaufen. Ein neu erbautes Nationalmuseum hat gerade erst seine Pforten geöffnet.

Etwa 20 km außerhalb der Stadt findet man den Tierschutzpark Lola Ya Bonobo, in dem junge Bonobos, deren Mütter von Wilderern getötet worden sind, aufgezogen werden. Bonobos sind eine Affenart, die es nur im Kongo gibt.

Einzigartig schön ist der Lac Ma Vallée, der allerdings nur mit einem Geländewagen erreichbar ist.

Wir lieben Kinshasa, weil es eine unglaublich lebendige Stadt ist.

Kinshasa hat 14 Millionen Einwohner und die scheinen an einem ganz normalen Wochentag alle unterwegs zu sein. Es wimmelt von Menschen, die alle auf den Straßen und den Märkten unaufhaltsam von hier nach dort laufen oder mit den überfüllten Taxibussen fahren. Man hat den Eindruck, in einem Wimmelbuch gelandet zu sein. Wer ein Auge dafür hat, kann unglaublich schöne Straßenszenen beobachten, voller Buntheit, voller Musik, voller Temperament, schreiende und schlafende Menschen, Schönheit, modischer Chic und stinkender Schmutz, alles dicht beieinander.

Und dann die Marktstände mit den Frauen, die ihre Kinder stillen und sich untereinander streiten, die Boutiquen, die Straßenrestaurants und Bars.

Und mittendrin die Straßenverkäufer, die Bananen, Mangos, Kokosnüsse und Ananas, Baguettes und gekochte Eier, Wasser in Flaschen und Beuteln auf ihrem Kopf durch die Menge tragen. Wenn man eine Weile in einem Straßenrestaurant sitzt, kommt nach und nach das gesamte Sortiment eines Bekleidungshauses vorbei, Männer, die Hemden, Hosen, ganze Anzüge, Schuhe, Schlipse, Gürtel, Hüte und Sonnenbrillen anbieten. Aber auch Besen, Bürsten und Bonbons werden angeboten.

Und es ist gemütlich, abends, nach einem anstrengenden Tag, bei sommerlichen Temperaturen noch in einem Restaurant zu sitzen und ein Bier oder eine Cola zu trinken.

Wir lieben Kinshasa.

Unter den Metropolen Afrikas ist Kinshasa mit seinen 14,5 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Afrikas, hinter Kairo und Lagos. Sie ist die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, Regierungssitz und Sitz aller diplomatischen Vertretungen und des Hauptquartiers des weltweit größten Blauhelmkontingents der UNO. Ein Hafen am Kongoufer, die Nationalstraße 1 von Boma über Kinshasa bis Kikwit, einzige ausgebaute Straßenverbindung der Stadt in den Westen und den Osten des Landes, Fluglinien in die Provinzen und ein internationaler Flughafen verbinden Kinshasa mit dem Landesinneren und mit der Welt.

Es ist eine afrikanische Großstadt, in der es keine Touristen gibt. Die wenigen Amerikaner, Europäer und Chinesen, die in Kinshasa leben und arbeiten, sind nur selten zu sehen.

Kinshasa ist Afrika pur.

Eine Stadt mit einem eigenen Rhythmus und einem besonderen Musikstil, einem schrillen Gitarrensound, der die afrikanische moderne Popmusik mit geprägt hat. Kinshasa definiert sich nicht durch Architektur aus Vergangenheit und Gegenwart, nicht durch kulturelles und künstlerisches Leben oder eine beeindruckende Stadtplanung.

Kinshasa hat seine besondere Prägung durch die Millionen von Menschen, die diese Stadt zum Pulsieren bringen. Sie verstecken sich nicht in den Häusern, sondern das Leben findet im Freien, in den Höfen, auf den Straßen und den Märkten statt. Gottesdienste, Hochzeiten und Beerdigungen, politische Debatten, Singen, Beten und Trommeln, alles open air, für jeden miterlebbar.

Eine menschliche Stadt.

Darum lieben wir Kinshasa!

Wer Details über die Stadt wissen möchte, gehe auf die Links

https://de.wikipedia.org/wiki/Kinshasa
https://de.wikivoyage.org/wiki/Kinshasa